Traktorreifen – die zweckoptimierten Arbeitsreifen
Zu den Kriterien, die Traktorenreifen erfüllen müssen, gehören Belastbarkeit, Beständigkeit, Wirtschaftlichkeit und zunehmend auch Fahrkomfort. Da mit Traktoren, im Gegensatz zu PKWs, anspruchsvolle und komplizierte Arbeitseinsätze im Gelände und auf der Straße gefahren werden, müssen die Spezialreifen für Traktoren diesen herausfordernden Einsatzbedingungen gerecht werden. Die Tragfähigkeit der Traktorreifen ist auf die vorauszusehende hohe Belastung hin ausgelegt. Zum einen müssen die Traktorreifen robust und zuverlässig sein (keine Reifenpanne und Unterbrechung der Arbeit), zum anderen aber eine gute Elastizität und Flexibilität aufweisen, zum Beispiel bei weichem Boden, Hanglage. Die technische Reifenlösung muss also zwei widerstrebenden Anforderungen gerecht werden. Der Traktor darf auf dem Feld nur wenig einsinken und gleichzeitig soll der Reifen wenig verschleißanfällig sein. Die Hersteller haben auf diese Anforderung mit, für Traktorreifen üblichen, starken Reifenflanken und einem Seitenstichschutz reagiert. Eine hohe Reifenflanke gewährleistet eine bessere Übertragung der Zugkraft dadurch, dass sie eine größere Reifenaufstandsfläche aufweist. Für den Einsatz auf dem Feld ist das gute Selbstreinigungsvermögen des Spezialreifens ein weiterer, entscheidender Vorteil.
Für Traktoren werden Diagonal- und Radialreifen, auch „Gürtelreifen“ genannt, hergestellt. Der Mantel des Radialreifens besteht aus radial, das heißt im senkrechten Winkel, angeordneten Karkassen. Als Karkasse bezeichnet man den Reifenunterbau ohne Felge. Diese radiale Bauart hat für den Gewebeunterbau eine stabilisierende Funktion, da die Ummantelung kaum dehnbar ist. Die Gürtellagen mit gummierten Stahlcorden wirken sich günstig gegen das Verformen der Reifen und auf das Aufpumpen mit Luft aus. Anders verhält sich die Reifenflanke, denn sie ist in vertikaler Richtung elastisch. Damit erfüllt der Radialreifen für Traktoren die Anforderungen eines geringeren Rollwiderstandes und sorgt durch eine größere Reifenaufstandsfläche für weniger Bodenverdichtung. Die Karkasse der Diagonalreifen ist robust und widerstandsfähig gegen Abnutzung. Dadurch kann sie bei Rollbewegungen starken inneren Spannungen ausgesetzt werden. Diagonalreifen sind für feste und unebene Böden geeignet, denn sie besitzen verstärkte, stabile Seiten.
Die Traktoren werden entsprechend den gestiegenen Einsatzanforderungen in der Land- und Forstwirtschaft stetig weiterentwickelt. Da die modernen Traktoren in der Lage sein müssen, schwere Geräte zu transportieren, sind in den letzten Jahrzehnten die Traktoren immer zugkräftiger und schwerer geworden. Die Reifenhersteller produzieren für die großen und schweren Traktoren (zwischen 200 und 500PS) neue Reifengrößen. Bauern sind immer häufiger an Traktorenreifen mit einer Flankenhöhe von ca. 70 Prozent der Reifenbreite interessiert.
Im Gegensatz zu PKW Reifen besitzt der Traktorreifen eine breite Auflagefläche und ein „Stollenprofil“ mit dem der Traktor sich im Gelände bewegen kann, das aber auch ein Fahren auf der Strasse zuläßt. Auf Landwirtschaftsreifen ist ein Geschwindigkeitsindex vermerkt. Die Traktorreifen sind auf die Geschwindigkeit ausgelegt, die der Höchstgeschwindigkeit, der im Straßenverkehr zugelassenen Traktoren, entspricht. Ein zu beachtender Faktor ist der Einfluss der Reifen von Nutzfahrzeugen auf die Fahrzeugkosten. Ein niedriger Rollwiderstand der Reifen wirkt sich günstig auf den Kraftstoffverbrauch und den Fahrkomfort aus. Bei den Traktorenreifen ist in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch auf die korrekte Einstellung des Luftdruckes (ca. 0,8 bar) zu achten. Durch den Wechsel der Traktoren vom Feld auf die Strasse werden „Reifenregler“ immer interessanter. Die Entwicklung der Traktorentechnik wird voraussichtlich mit der kommenden Nutzfahrzeuggeneration eine Reifenregeldruckanlage als Standard hervorbringen.